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1. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 23

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
I. Germanische Art und Sitte. 23 Alle diese niederen Wesen stehen an Kraft unter dem Menschen. Anders die Riesen, die Feinde der Menschen und Götter, die in düsteren Wäldern Hausen voll ungeschlachter Kraft, die Verkörperung der erstarrten Erde, der Eisfelder, der unzugänglichen Gebirge, des Nebels und der Finsternis. Loch oben im Äimmelsraum, im Asengard, thronen die höheren Gottheiten, die menschenfreundlichen Äsen, die Lenker der Welt. Ihr Wohnsitz liegt im Geäst der Weltesche, an deren Fuße der Äimmels-quell sprudelt. An seinem Rande sitzen schweigend die Nornen. Zn Asengards Mitte liegt Walhalla, die Kampfeshalle, die goldstrahlende Burg des Asenkönigs und Kriegsgottes Wodan (Odin). Der Norden nennt ihn gern Heervater, Walvater, Sigvater und brachte ihm Menschenopfer dar- Schweigend thront „Allvater" mit seinem einzigen Auge (der Sonne) im glanzerfüllten Saale und schaut als „Totengott" den Kampfspielen seiner Helden zu, die auf irdischer Walstatt gefallen, aber von den jungfräulichen Walküren, seinen Heldenmädchen, auf schnellen Rossen nach Walhalla getragen worden sind, wo sie, zu neuem Leben erwacht, sich weiter am Kampf ergötzen. Wer dagegen den „Strohtod" gestorben ist, verfällt dem..Nif lh eim (Nibelungenreich), dem Reiche der Hela. Nach anderer Überlieferung lebt der Tote nur dann fort, wenn er beerdigt oder die Asche des Verbrannten aufbewahrt wird (Urnen und Hünengräber). Damit das Jenseits dem Diesseits gleiche, wurden auch Waffen und Rosse mit begraben oder mit verbrannt, so daß auch deren „Seelen" mit in das Jenseits wanderten. Umwallt vom blauen Luftmantel, das Haupt mit dem Wolkenhute bedeckt, das Zepter in der Rechten, so thront der langbärtige Wodan unter den Äsen. Über alles liebt er des Krieges Abbild, die wilde Jagd. Wenn er am stürmischen Herbsttag auf achtfüßigem Rosse an der Spitze des Afengefolges als „Sturmgott" und „wilder Jäger" durch die Wälder rauscht, dann wehe dem, der dem „Wode", dem „wütenden", wilden Luftdämon in den Weg tritt trotz der Warnung des „getreuen Eckart"! Aber nicht immer fährt er so furchtbar einher. In den zwölf geweihten Nächten, zur Zeit der Wintersonnenwende, besucht er, als Wanderer verkleidet, friedlich die menschlichen Wohnungen und sieht sich mit alles durchdringendem Blicke prüfend um; dann erscheint er der „Watende", der „Durchdringende". Als solcher ist er seiner Natur gemäß auch der Erfinder der Runen und aller Listen. Steigt die Lenzessonne höher, so überwindet er die Eisriesen, wirft sie gebunden in Bergklüfte, feiert mit der bräutlich geschmückten Erdgöttin Ostara sein Hochzeitsfest und übernimmt aufs neue die Herrschaft über die Erde: der Luftdämon wurde allmählich zum Gotte der Fruchtbarkeit. Wie naturfroh ist die Phantasie des Germanen!

2. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 24

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
24 I. Germanische Art und Sitte. Die übrigen Hauptgottheiten stellen bloß Verstärkungen einzelner Merkmale Wodans dar. Sein Sohn Donar (Thor) ist der wilde Gewittergott, der, mit dem zermalmenden Äammer bewaffnet, auf seinem von Ziegenböcken gezogenen Wa^en dahinfährt und im Wettersturme Feldsegen spendet. Mit dem Übergang der Germanen vom Äirten-leben zum Ackerbau wandelte sich auch der düstere Gewittergott Donar zum segnenden Feldgott, dessen Schutze alle sittlichen und rechtlichen Ordnungen befohlen waren. Ihm trank man beim Festmahle den ersten Gedächtnistrunk, die „Minne". Dagegen wurde der rothaarige 3iu (Tyr, Er, Saxnot), ursprünglich ein gütiger, Fruchtbarkeit und Frieden spendender Äse, zum schrecklichen Kriegsgott, dem der kriegerische Stamm der Cherusker (von Cheru, d. i. Schwert) angehörte; ihm galten die Ziugesänge (woher unser „Zetergeschrei") vor beginnender Schlacht. Die weiblichen Gottheiten sind mild und gütig; das verraten schon ihre Namen, z. B. Freia (Frau), Lulda, Lolda, Bertha (die „Glänzende") u. a. Äuldvoll schirmen sie Familienleben, Äaushalt und Feldbau. Darum sind Spindel und Spinnrocken, Webstuhl, Lerd und Ackerpflug ihnen heilig. Auch sie halten Umzüge, so Nerthus auf der Insel Rügen. In schlichter Form ehrten die Germanen ihre Gottheiten auf luftigen Löhen, in stillen Lainen und an rauschenden Wassern; denn auch die Gottheiten liebten Freiheit und Natur. Auf Steinaltären nahmen sie die Geschenke der zum Walde kommenden „Wallfahrer" entgegen: Tiere, Früchte, Feindesblut. An die Opferung schloß sich der Opferschmaus, die „Gilde", mit Gesängen und Tänzen. Sache der Priester war es, den Willen der Götter durch Weissagung und Loswerfen zu erforschen. — Ausgelassene Sonnenfreude liegt den Festen der Germanen zugrunde: dem Iulfeste (Jul ist Rad, Sonnenscheibe), der Wintersonnenwende, dem Frühlingsfeste der Ostara und dem Sommersonnenwendfeste. Singend und schmausend zog man bei der Feier des Lenzesanfangs von Äaus zu Laus, zündete Feuer auf den Äöhen an, rollte brennende Räder herab und freute sich bei Mummenschanz und Spielen der Flucht des Winters vordem siegreichen Sonnenhelden. Noch heute erinnern manche Volksfeste an diese Bräuche, auf die auch die Anfänge des Dramas zurückgehen. Nicht ewig sollte nach altgermanischem Edda-Glauben die Welt dauern. Einmal kommt die Zeit ihres Unterganges. Und mit ihr vergehen auch die Götter. Schreckliche Vorzeichen leiten das Ende ein: endlose Winter, Äungerjahre; sittliche Gebrechen nehmen überhand; Feindschaft entzweit die Gesippten, selbst Väter und Söhne. Der heimtückische Loki erschlägt den unschuldigen Asenjüngling Baldur; die Sterne fallen herab, das Meer überflutet das Land, und die

3. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 22

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
22 I. Germanische Art und Sitte. „Ding" mitzuraten. Nicht einmal Ehegemeinschaft verband ihn mit dem Stande der Freien. Von den Gemeinfreien hoben sich wieder die Edelinge ab. Sie genossen aber keine politischen Vorrechte; nur durch größeren Besitz und höheres, auf Waffentaten gegründetes Ansehen zeichneten sie sich aus. Gern führten sie ihr Geschlecht auf einen göttlichen Stammvater zurück. Den Familien der Edelinge entstammten die Lerzöge, Häuptlinge und besonders die „Könige", die aber nur für die Dauer eines Kriegszuges gewählt wurden. Berühmten Häuptlingen unterstellten sich gern Scharen von Jünglingen als dauerndes Gefolge, besonders die jüngeren Söhne der Freien, die vom väterlichen Erbe ausgeschlossen waren. Sie waren in Krieg und Frieden um ihren Gefolgsherrn und durch das gegenseitige Gelübde der Treue bis zum Tode mit ihm verbunden. Ehrlos war für Lebenszeit, wer den Tod des Äerrn in der Schlacht überlebte. Auch in der Religion bekundet sich der germanische Volkscharakter. Die Götter teilen die Vorliebe der Germanen für Jagd und Krieg, für Berge und Wald, Lame und Quellenrauschen. Freilich liegen nur über die religiösen Vorstellungen und Bräuche der nordgermanischen Völker reichere Nachrichten in den altisländischen Sagas, den Eddaliedern und der „jüngeren" Edda vor; von den Ost-und Westgermanen wissen wir in dieser Beziehung fast nichts, da Tacitus darüber sehr schlecht unterrichtet ist und spätere Geschichtsschreiber nur einzelne wertvolle Mitteilungen enthalten. Allerdings scheinen ja die religiösen Vorstellungen aller Germanen ursprünglich die gleichen gewesen, also aus gemeinsamer Grundlage erwachsen zu sein. Auch der Germane sah sich Schritt für Schritt von einer Fülle niederer göttlicher Wesen umgeben; es sind die Elfen (Alfen, Alben, Elben), die Wasser- und Lausgeister. Im Erdinnern Hausen die Schwarzelfen, die mißgestalteten Zwerge, die der Zauber der Tarnkappe und des Gürtels mit allerhand Kräften und Künsten ausstattet. Sie fertigen funkelnde Waffen, wie das Schwert Balmung, und kunstreichen Schmuck. Im Dienste verschiedener Zwergkönige (Alberich, Gibich, Laurin) bewachen sie das verderbliche „rote Gold". Ihre lichten Geschwister, die Luftelfen, erfüllen den Luftraum; in mondhellen Nächten tanzen sie auf nebelumflorter Wiese. Täuschende Ähnlichkeit mit dem Menschen zeigen die goldhaarigen, listigen Wasserelfen (Nixen, Mummeln), die in die Tiefe ziehen, wer sich von ihnen betören läßt. Im Namen so manches deutschen Flusses oder Sees lebt die Erinnerung an sie fort. — Bald gutmütig, bald tückisch zeigt sich das Leer der Hausgeister, die als Heinzelmännchen, Kobolde, Katermann nachts in die Wohnungen der Menschen eindringen.

4. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 11

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iv. Christentum und Kirche im römischen Reiche. 11 Die günstigen Verkehrsverhältnisse erleichterten auch das Vordringen der morgenländischen Religionen nach dem Abendlande, wo man von ihnen manchen religiösen Aufschluß ersehnte. Auf bedeutsame Fragen, z. B. nach der Möglichkeit einer Erlösung von der Sünde und vom Tode, gaben ja die verblaßten griechischen und römischen Götter keine Antwort. Diese glaubte man aber zu finden in den geheimnisvollen Gottesdiensten etwa des persischen Mithras und der ägyptischen Isis. Äußerlich freilich hielt man um so sorgfältiger an der Äbung der alten Religion fest, ja Augustus suchte sie möglichst wieder zu beleben. Als Oberpriester des römischen Kultus ließ er kostbare Tempel erbauen und sorgte auch für die Erhaltung der alten Orakelstätten. Innere Befriedigung fand man aber in diesen Götterdiensten nicht mehr. Hatten doch schon seit Jahrhunderten die griechischen Denker auf so manche Schwächen der homerischen Götter aufmerksam gemacht und hinter dem bunten Göttergewimmel des Olymps einen einzigen Lenker der Menschen-und Weltschicksale geahnt. Von Sokrates und Plato an führt dieses Streben zu der „monotheistischen" Anschauung, daß das Weltall von einer göttlichen Vorsehung durchwaltet werde, die auch im Leben eines jeden Sterblichen sich äußere. „Wir sind göttlichen Geschlechts", so bekannte man in diesen Kreisen und suchte sich durch den Trost, den die Weisesten der Griechen spendeten, über die Widrigkeiten des Weltlaufs zu erheben. So trachtete man nach unbeugsamer Standhaftigkeit in allen Leiden. Aber auch das Los der Mitmenschen suchte man zu erleichtern und im Verkehr mit ihnen Gerechtigkeit statt Macht zu üben. Es war die Philosophenschule der Stoiker, die derartige Grundsätze lehrte, während die der Epikuräer das sinnliche oder geistige Vergnügen als höchstes Ziel der Persönlichkeit hinstellte. In jenen Kreisen mußte daher das Evangelium der Nächstenliebe günstigen Boden finden. Die fremden Kulte und die Lehren der Weisen konnten freilich nur einem Teile der Wohlhabenden und Gebildeten Befriedigung geben; der großen Masse des Volkes jedoch, die durch die Bürgerkriege hart mitgenommen war und im Elend seufzte, waren sie nicht zugänglich. Der kleine Bauer, einst der Träger der römischen Wehrhaftigkeit, war mit dem Verluste seines Wohlstandes ein unfreier Mann geworden und seufzte unter den Abgaben, die Staat und Grundherr von ihm verlangten. Latte ihn einst das stolze Bewußtsein erfüllt, für Vaterland und heimische Götter die Waffen tragen zu dürfen, so war ihm jetzt alles genommen, was ihn über seine gedrückte Lage erheben konnte. Noch trüber war das Schicksal der zahlreichen Sklaven; wenn sie sich auch oft des Wohlwollens ihrer

5. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 51

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 51 — Kreise Schlensingen eingeschlossen. Die Nachbarstädte Meiningen und Gotha (mit 35000 Einwohnern) sind Haupt- und Residenzstädte der ge- nannren Staaten. Der Kreis Schleusingen gehört zur Provinz Sachsen. In demselben liegt Suhl, der Hauptsitz der thüringischen Eisenindustrie, berühmt durch seine Gewehrfabriken. Der Kreis Rinteln ist von den preußischen Provinzen Hannover und Westfalen sowie den Fürstentümern Lippe und Schaumburg-Lippe umgeben. Hannoversche Nachbarstädte sind: Hannover a. d. Leine mit 250000 Einwohnern, Hauptstadt der Provinz und des früheren Königreichs Hannover und Hameln a. d. Weser, bekannt durch die Sage vom Ratten- säuger. Zu Westfalen gehört Minden a. d. Weser mit 24000 Ein- wohnern. Südlich davon bildet die Westfälische Pforte den Eingang zu Westfalen. Hier steht auf dem Bergpfeiler an der linken Stromseite, dem Wittekiudsberge das von der Provinz Westfalen Wilhelm I. errichtete mächtige Kaiserdenkmal. Gegenüber steigt der Jakobsberg auf. Das kleine Fürsten- tum Schaumburg-Lippe machte früher mit dem Kreise Rinteln die alte Grafschaft Schaumburg aus. Die Residenz ist Bückeburg. 13. Geschichtliches. Die Geschichte unseres heimatlichen Bezirks reicht bis in die Zeit der Geburt Christi. Damals war Deutschland oder Germanien ein wüstes und rauhes Land mit großen Wäldern und Sümpfen. Städte und Dörfer gab es noch nicht. Das Land war von den alten Deutschen oder Germanen, einem großen, kräftigen Menschenschläge, bewohnt. Die Germanen beschäftigten sich mit Viehzucht, Feldbau, Jagd und Krieg. Sie zerfielen in viele Stämme, welche häufig einander bekämpften. In Niederhessen, an der oberen Lahn und in der Wetterau wohuten die Chatten. Man rühmt ihre Treue und ihre Ausdauer und Tapferkeit im Kriege. Der Hauptort der Chatten war Mattium an der Eder. Nördlich von den Chatten wohnten an der Diemel Sachsen, östlich an der Werra Her- mnndnren (Thüringer). Unsere Vorfahren waren Heiden. Sie verehrten ihre Götter in heiligen Hainen und auf Bergen. Das Chattenland war ein Hauptsitz des Götzendienstes der alten Deutschen. Als höchster Gott galt Wodan oder Odin. Er wurde auf dem Wodansberge bei Gudensberg verehrt. Dem Donnergotte Donar oder Thor war die uralte Eiche bei Geismar geweiht. Der Göttin Hulda oder Frau Holle diente man am Meißner. Deutsche Überreste aus der Zeit der Germanen sollen die Hügel- oder Hünengräber sein. Kämpfe der Germanen gegen die Römer. Um die Zeit der Geburt Christi kamen die mächtigen Römer über den Rhein her, um Germanien zu erobern. Sie dehnten ihre Herrschast bis zum 4*

6. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 7

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iv. Lomerische Dichtung. 7 geben, ohne daß durch eine chronikartige Aufzählung der Ereignisse die Lörer (und Leser) ermüdet werden. Größere Schwierigkeiten bot die Gestaltung des jüngeren Epos, der Odyssee. Es handelt von der Rückkehr des leidengeprüften Odysseus zu seiner Familie. Eine Aneinanderreihung von See- und Landabenteuern hätte auch hier ermüdend gewirkt. So stellt der Dichter zunächst t>ie_ unerträglichen Zustände dar, die sich in Abwesenheit des Herrschers auf Ithaka herausgebildet haben (Übermut der Freier, Aristokratie!). So wird Spannung erregt: Wo mag der Netter weilen? Auf Göttergebot verläßt er seinen idyllischen Aufenthalt bei der Nymphe Kalypso, zu der ihn Stürme verschlugen, und gelangt nach neuem Schiffbruch zur Insel der Phäaken (Nausikaa). Gastfreundlich aufgenommen, erzählt er hier seinen Wirten seine bisherigen Erlebnisse (Vorbild des Ich-Romans). Schlafend gelangt er auf einem Phäakenschiff ins Vaterland und muß unerkannt manche Demütigung ertragen, bis er endlich den Übermut der Freier strafen und die Herrschaft wieder in seine Lände nehmen kann, vereinigt nun mit seiner treuen Gattin Penelope und seinem Sohne Telemachos. So wird dank der kunstvollen Komposition auch hier der Zuhörer in immer neue Lebenslagen eingeführt und folgt mit immer neuer Spannung dem Berichte. Der Genuß wird erhöht durch die zahlreichen Gleichnisse und die Kunst der naturgetreuen Darstellung wahrer Menschen auf naiver Kulturstufe. Der Dichter selbst tritt völlig zurück, so daß aus den Epen nichts über seine Persönlichkeit zu ermitteln ist. Kaum merkt man, welche Partei er in den dargestellten Kämpfen nimmt; mit gleicher Liebe schildert er Freund und Feind. So finden wir in der Ilias, und Odyssee alles, was das Wesen des Epos ausmacht, plastische Anschaulichkeit, fortreißenden Zug der Handlung, Natur und Wahrheit, Naivität und kühle Objektivität. Bei solcher Löhe der Darstellungskunst können die beiden Epen natürlich nicht am Anfange der Dichtkunst stehen, sondern sie bedeuten schon das Ergebnis einer Jahrhunderte alten Kunstübung. Die homerischen Gedichte sind vom Griechentum wie heilige Bücher hochgehalten worden. Aus ihnen lernte man die ältesten Schicksale des Volkes. An ihnen bildete sich der Sinn für Geschichte und Poesie. An ihnen lernten auch die Römer das Singen und Sagen. Und als man sich in Deutschland im 18. Jahrhundert von dem französischen Einflüsse in der Dichtkunst befreien wollte, da fand man in der homerischen Dichtung das echte Muster der Nachbildung, aus dem man die Regeln aller wahren epischen Kunstübung glaubte ableiten zu können. Durch Voß' Übersetzung wurden die

7. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 13

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
1. Die griechische Religion. 13 Diese Gottheiten wohnen in Welle, Berg, Weinstock, Flur und Waldbaum etwa so, wie die Seele im Menschen. Sie sind die Seelen der Dinge und Vorgänge, und diese sind ihre Leiber (Animismus). Darum seufzt die Dryade, wenn die Axt den Baum fällt. Wie die menschliche Seele sich von ihrem Leibe vorübergehend im Schlaf oder dauernd im Tode trennen kann, so kann sich die Nymphe von ihrer Quelle entfernen. Ohne Behausung hat die Seele freilich keine Stätte der Ruhe. Deshalb war es Pflicht der Angehörigen, die Leiber ihrer Toten gut zu bergen und durch Totenopfer zu ernähren. Mächtige Könige wurden deshalb in Grabkammern aufgebahrt. Darum warfen die ältesten Griechen die Leiber der Feinde und Bösewichter Kunden und Vögeln zum Fraße hin. Später verlor sich die Sitte des Totenkultus. Es brach sich statt seiner der Hadesglaube Bahn. Die Seele, so glaubte man, lebte ohne Leib als bloßer Schatten in der Unterwelt Daher wurde zu Horners Zeit die Totenverbrennung üblich, bis das Christentum sie wieder abschaffte. Die Unterwelt ist das unterste Stockwerk der dreistöckigen Welt Der Götterbote Hermes geleitet die Seelen der Toten hinab an den Styxfluß, der Bootsmann Charon setzt sie über, und nun hält Hades (Pluton) über sie Gericht ab; die Guten leben im Elysium, die Bösen im Tartarus (Hölle) ohne Licht und Sprache und ohne Freude, einzelne hervorragende Verbrecher, wie Sisyphus, Tantalus und die Danaiden, auch in schwerer Pein. Aber auch das elysische Glück ist nicht vollkommen. Zwar sendet man den Helden Waffen, Diener, Rosse usw. mit in das Totenreich, d. H. man verbrennt sie mit den Herren, damit auch ihre Seelen mit hinabsteigen; Achill schlachtet dem Patroklos zwölf trojanische Gefangene, vier Pferde, zwei Hunde und viele Schafe und Rinder, die mit dem toten Freund auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Allein Achilleus Schatten erklärt dem Odysseus im Hades, lieber möchte er der ärmste Tagelöhner oben auf der Erde sein als König im sonnenlosen Schattenreiche. Welche Diesseitsliebe und Lebensfreude des Hellenen, der so ungern vom Lichte der Sonne schied! Der Grieche übertrug den Beseelungsglauben auch auf die Vorgänge seines innern Lebens. Woher die Reue nach begangener böser Tat? Das sind die Eumeniden (Furien, Erinnyen). Und woher die Liebe? Es ist Aphrodite, die schaumgeborne Göttin, die sie erregt. „Zwischen Menschen, Göttern und Heroen knüpfte Amor einen schönen Bund." Und woher Unglück und Verbrechen? Das schickt Ate, das beirrende Schicksal. Des Krieges Erreger

8. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 38

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
38 Xiii. Athens Glanzzeit. Menschenleiber aus, und mancher olympische Sieger half den Meißel beflügeln; aber am vollendetsten mußte doch die Göttergestalt sein. Darum suchte der Bildhauer die Götterstatue, das vornehmste Ziel seines Schaffens, über das menschliche Bild soviel als möglich zu erheben; sie darf kein Merkmal gewöhnlicher Sterblicher verraten, namentlich keine heftige Erregung. Ernste, sich stets gleichbleibende Majestät verkündet sie; sie atmet Ruhe. Sie steht über dem Menschen* bildnis, wie der Tempel über der gemeinen Erde, von der er sich durch Stufen abhebt. Wie schön und erhaben die Götterbilder griechischer Meister gewesen fein mögen, können wir in den meisten Fällen nur aus Nachbildungen späterer Jahrhunderte ahnen. Wie machtvoll muß das Kolofsalbild des Zeus aus Gold und Elfenbein gewirkt haben, das Phidias, der Betrat des Perikles bei feinen Bauten, für den Tempel in Olympia fchuf. Wir kennen das Werk, das dem ganzen Altertum als die erhabenste Schöpfung griechischer Plastik galt, bloß aus kleinen Abbildungen auf antiken Münzen und einer „Maske", dem Zeus von Otricoli; bei den Griechen, die das Original kannten, hieß es, nur der könne selig sterben, der den Zeus des Phidias gesehen1). Phidias ist auch der Athenekünstler. Aus weiter Ferne schon winkte dem heimkehrenden Schiffer von der Akropolishöhe her seine Helm- und lanzengeschmückte .Schutzgöttin", das Palladion, das Wahrzeichen Athens. Und im Parthenon thronte in heiliger Cella die „Jungfrau" aus Gold und Elfenbein, ein erhabenes Seitenstück zum Olympischen Zeus. Andere große Meister sind Polyklet, der Schöpfer des vielbewunderten Äerabildes in Argos, dessen fpätrömifche Nachbildung die „Juno Ludovisi" ist; ferner Praxiteles, dessen Äermes mit dem Dionysoskinde sich unter Olympias Schutt leidlich gut erhalten hat; seine Niobidengruppe muß von ergreifender Schönheit gewesen fein; das bezeugt die erhaltene Nachbildung der schmerz-durchbebten Mutter, die in königlicher Haltung vor uns steht, die jüngste Tochter ihr zu Füßen, die sie vor dem heransausenden Pfeile trotz des flehenden Mutterblickes nicht mehr zu bewahren vermag. ') „Freundlich und mild", so sagt ein Schriftsteller, der ihn schauen durfte, „thront er auf feinem Sitze, der Schirmer des friedlichen Lellas, ruhig und hehr, der Spender alles Guten, der Vater der Menschen. And wenn jemand voll Kummer in seiner Seele wäre, viel Sorge und Unfall erlitte und ihm kein Schlaf mehr in die Augen käme, auch der müßte wohl vor diesem Bilde alles vergessen, was das Leben Schweres zu tragen gibt. Ein solches Werk hast du, o Phidias, geschaffen!"

9. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 56

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
56 Xvi. Die makedonische und hellenistische Zeit. nähme ins Nildelta herüber, wo, zumal nach Tyrus' Falle, der Handelsverkehr zwischen Morgen- und Abendland mehr und mehr seinen Brennpunkt fand. Die Stadt Alexandria, die der König zum Ersatz für Tyrus an der Nilmündung gründete, blühte bald zu einem Handelsplätze empor, der seine Bedeutung bis heute behauptet hat. Von der Küste ging es den Nil aufwärts ins Innere des Landes, an den Pyramiden und Jahrtausende alten Städten, wie Memphis, vorüber. Aberall herrschte reger Gewerbefleiß; Landwerker, wie Steinhauer, Töpfer, Weber und Glasbläser, auch Bauern und Kaufleute fanden ihr Brot in dem dichtbevölkerten Lande. Unter ihnen waren viele Griechen. Geometer vermaßen das Land, das der Strom alljährlich mit seinem Schlamme düngte. Astronomen erforschten am nächtlich Hellen Simmel die Sternenbahnen. Gelehrte Priester pflegten uralte, vielfach von tiefer Religiosität zeugende Bräuche. Wie ernst lagen die ägyptischen Äallentempel mit den hieroglyphenbedeckten Wänden da! Sphinxe mit Tierleibern und Menschenköpfen lagerten davor. Obelisken-Alleen führten zu den Heiligtümern, in deren wallen die Statuen der Gottheiten (Ammon, Isis, Osiris) ernst dreinschauten. Katzen, Sperber, Krokodile galten als heilige Tiere, weil man in ihnen die Seelen Verstorbener vermutete; am höchsten jedoch wurde der Apis-Stier verehrt, der in Memphis seinen Sitz hatte. Starb er, so trauerte das ganze Land, bis ein neuer Stier mit gleichen Merkmalen gefunden war. Die Toten wurden nicht verbrannt, sondern einbalsamiert und eingesargt. In unterirdischen Städten wurden die „Mumien" in stillen Wandnischen neben den Leichen ihrer Angehörigen beigesetzt. In diesen Grüften fanden bisweilen fromme Feiern mit Gebeten und Opfern für die Toten statt, die der Ägypter je nach dem Spruche des Totenrichters am Orte der Pein oder des Friedens wähnte. Wollte Alexander als Erbe der Pharaonenwürde gelten, so mußte er, wie einst die alten Könige, von göttlichem Nimbus umgeben sein. Darum zog er in die Wüste zum Heiligtum des Zeus Ammon und ließ sich dort von den Priestern als „Sohn des Gottes" begrüßen. Sie taten es um so lieber, je sorgfältiger der kluge Äellene die religiösen Sitten des Nilvolkes schonte und ehrte. Nachdem er macedonische und griechische Beamte in Ägypten eingesetzt hatte, konnte er daran denken, wieder nach Asien zu ziehen und den Entscheidungskampf mit dem Perserkönig aufzunehmen. In der weiten Tigris-Ebene, wo einst die Assyrerhauptstadt Ninive gestanden hatte, kam es zur letzten Schlacht mit Darms. Auch diesmal floh der Großkönig, und Alexanders Tapferkeit entschied im raschen Ansturme das Schicksal des Gegners.

10. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 78

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
78 Vi. Großgriechenland römisch. Mt der Vergrößerung des römischen Staates wuchs auch die Zahl der Gottheiten und Kulte. Denn die Römer pflegten die Kulte fremder Gottheiten aus eroberten Ländern nach Rom zu verpflanzen. Sie glaubten dadurch den Gegnern ihren wirksamsten Schutz zu entziehen und ihn sich selbst zuzuwenden. Besonders von den Griechen nahmen sie im Laufe der Zeit zahlreiche neue Gottheiten an. Die Bewohner des Olymps erhielten meistens die Namen lateinischer Gottheiten, die ihnen ähnlich waren: Jupiter, Neptun, Vulkan, Mars; Juno, Minerva, Venus, Diana u. a. Vi. Großgriechenland römisch. Auf die emporstrebende Macht Noms blickten die griechischen Pflanzstädte Unteritaliens mit wachsendem Neide, besonders die durch Lage, Gewerbfleiß und Wandel reichgewordene Dafenstadt Tarent. Unter nichtigem Vorwand forderten die Tarenüner Kaufleute Rom zum Kampfe heraus, und dieses nahm im Bewußtsein seiner Stärke die Fehde ohne Zögern an, obwohl eben erst die schweren Samniterkriege beendet worden waren. Allerdings verspürten die Tarenüner weder Lust noch Kraft, den Kampf selber zu führen, dazu waren sie zu sehr verweichlicht. Gleich ihren Brüdern im Mutterlande behalfen sie sich seit langer Zeit mit Söldnern. Beim Anmarsch der Römer riefen sie den König Pyrrhus von Epirus herüber, der in den Diadochenkämpfen reiche Kriegserfahrung gesammelt hatte und ein kampfgeübtes Leer von etwa 30 000 Kriegern befehligte. Während der Diadochenwirren war es ihm daheim nicht geglückt, ein griechisch-macedonisches Reich zu begründen; um so lieber folgte er jetzt dem Rufe der Griechen. Wie einst Alexander den Osten, so hoffte er den Westen zu erobern. Mit Kriegselefanten gedachte er die Römer leicht zu verwirren, und die Phalanx, die sich schon auf griechischen und asiatischen Schlachtfeldern bewährt hatte, sollte auch das römische Bauernheer zersprengen. Pyrrhus selbst war ein Kriegsmann, dem der Ruf eines zweiten Alexander vorausging. Und was seiner Kriegskunst nicht möglich sein sollte, das hoffte er mit Gold zu erreichen. Zwar erlagen die Römer gleich zu Beginn des Kampfes seiner überlegenen Kriegskunst, aber auch sein Leer erlitt empfindliche Verluste. Er mußte den Feinden das Lob zollen: „Latte ich solche Soldaten, so wäre die Welt mein." Aber seine Bewunderung stieg noch, als er nach einem zweiten Siege mit dem römischen Senate in Unterhandlungen trat. Klug wußte sein Unterhändler seine Worte zu setzen, und schon waren einzelne Senatoren geneigt, auf feine
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